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Unpassende Momente 01 Neu & Komplett

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Lange erwartet - die komplette Neufassung mit Ende.
8.8k Wörter
4.56
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40
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Ein kurzes Vorwort:

Die „Momente" waren meine zweite Geschichte, die ich überhaupt veröffentlicht habe -- Segen, wie auch ein Fluch zugleich, denn es hat mir vor nunmehr knapp 5 Jahren schlichtweg an „Handwerkzeug" gefehlt, diese Geschichte zu schreiben und so harmonisch „wachsen" zu lassen, wie ich das wollte und es mir vorgestellt habe.

Ich war jetzt länger in einem anderen Forum als Autor unterwegs. Dort haben es mir gute Kommentierungen und reger Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren erlaubt, mich weiter zu entwickeln.

Dort habe ich auch angefangen, die Geschichte komplett zu überarbeiten und neu zu fassen.

Aber selbst diese Version war noch nicht das, was ich wollte.

Aber jetzt ist sie fertig -- endlich!!! -- und ich bin soweit zufrieden und kann mich wieder anderen Projekten zuwenden.

Ich werde in den nächsten Tagen alle Teile veröffentlichen und hoffe es gefällt.

Die Geschichte beginnt wirklich sehr langsam. Es wird irgendwann erotisch und explizit. Auch (scheinbare) Tabus werden in Frage gestellt. Da ist zugegeben etwas Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. Wer es also nur auf eine schnelle „Rein - Raus Rammelgeschichte" abgesehen hat -- nun, dem/der würde ich vertrauensvoll eine andere Geschichte ans Herz legen.

____________________________

Es war eigentlich ein schöner Freitagabend. Ich saß in unserer riesigen Blockhaussauna, schwitzte bei fünfundsiebzig Grad gemächlich; es liefen Bachs brandenburgische Konzerte und ich gab mich völlig meiner leicht melancholischen Stimmung und meinen Erinnerungen hin.

Ich hatte mit meinen dreiundvierzig Jahren bisher wirklich ein sehr bewegtes Leben mit vielen Höhen und auch vielen Tiefen...

Und gerade an diese Tiefen konnte ich mich im Moment sehr gut erinnern. Meine Gedanken wanderten aber vor allem zurück an jenen Abend vor knapp dreizehn Jahren, der mein Leben für immer verändern sollte.

Rückblick:

Als Hauptvertreter eines großen europäischen Saunaherstellers besuchte ich hier in der Nähe einen Kunden, ein großes Freizeitbad vor den Toren Frankfurts.

Das Bad wollte sich erweitern und den Auftrag über drei Großsaunen und ein Dampfbad hatte ich jetzt schon in der Tasche. So gesehen war das ein sehr erfolgreicher Tag für mich. Wir besprachen über mehrere Stunden hinweg Feinheiten und Details (man wollte sich deutlich von den Mitbewerbern abheben -- nur, wer möchte das denn nicht?) und im Anschluss genoss ich die ungewöhnlich gute Schwimmbadgastronomie.

Ich wollte eigentlich den Abend mit einem kleinen Imbiss und ein paar Bahnen im Hauptbecken so langsam ausklingen lassen. Der Tag war insgesamt ziemlich anstrengend für mich gewesen.

So saß ich an meinem Tisch und knusperte einen Salat mit gebratenen Hähnchenbruststreifen und diesen leckeren, kleinen Baguettes mit Knoblauch und Schafskäse. Es war ein guter Platz. Man hatte alles im Blick. Und genau den ließ ich ziellos über ganzen Innenbereich und die Becken schweifen. Das Bad war gut besucht und der Geräuschpegel war dementsprechend.

Dennoch konnte ich Teile des am Nebentisch geführten Gespräches nicht überhören. Ein junges Mädchen, vielleicht vier oder fünf Jahre alt, diskutierte mit ihrer Mutter:

„Wann kommt Papa denn wieder?"

„Ich weiß es nicht Melanie. Er hat eine Tour nach Portugal. Das kann noch ein, zwei Tage dauern."

Die Mutter war Mitte zwanzig, hatte langes goldglänzendes Haar und trug einen dunkelgrünen Badeanzug unter einem weißen halboffenen Bademantel. Sie sah sehr gut aus. Ein hübscher dunkler Hauttyp, aber mir fielen auch viele kleinere und größere dunkle Fleckenbereiche auf in unterschiedlichen Schattierungen -- ältere Blutergüsse an den unbedeckten Stellen der Arme und Beine.

Sie sah sportlich aus und betrieb wohl offensichtlich irgendeinen Kampfsport.

„Mami, ich wäre froh wenn Papi für immer wegbleibt."

Kinder können so brutal ehrlich sein!

„Melli", verwendete die Mutter wohl einen Kosenamen für die Kleine, „Melli, das kannst Du doch so nicht sagen."

„Doch kann ich!"

Ein kleiner, böser Trotzkopf, dachte ich damals so bei mir.

Die Mutter legte ihre zitternde Hand auf die des Mädchens: „Melanie, ich kann dich verstehen. Aber wir sind doch eine Familie und es gibt auch gute Tage."

„Er hat wieder geschrien und mit seinen Flaschen herumgeworfen. Und dann hat er mich mit einer Flasche gehauen. Guck, ich hab immer noch eine Beule." Die Kleine entzog der Mutter ihre Hände und wuschelte suchend in ihrer ebenfalls goldenen Lockenpracht.

Die Mutter war sichtlich den Tränen nah und um Fassung bemüht. Ein Vater, der offensichtlich sein Kind mit einer Flasche schlug -- keine schöne Situation.

„Und du", fuhr die Kleine fort, „bist wieder mal nur gestolpert."

Welch´ eine Bitterkeit. Ihre Stimme, die Wortwahl und ihr Sarkasmus ließen auf ein deutlich älteres Mädchen schließen.

Melanie schob den Bademantel ihrer Mutter leicht auseinander und legte ihre kleine Hand sanft auf einen besonders großen, leicht lila schillernden Fleck am Oberschenkel.

„Wenn er wieder kommt, trinkt er wieder, schreit und tobt. Und schlägt! Ich hab Angst. Papa ist böse!"

Die Mutter schüttelte mit nunmehr erkennbaren Tränen in den Augen den Kopf und unsere Blicke begegneten sich zum ersten Mal.

Eine schöne Frau mit herrlichen grünen Augen.

Augen voller Tränen.

Eine unglückliche Frau.

„Was sehen sie mich so an?" Sie schluchzte. „Haben sie etwa zugehört?"

Mein erster Reflex war, mich wegdrehen zu wollen. Aber das war nur ein Reflex, den ich machtvoll und mit beginnendem Zorn auf diesen „Papa" unterdrückte. Im Suff Kinder mit Flaschen schlagen! Die eigene Frau immer wieder zu verprügeln. Ich sah sie an. Ich sah die kleine Melanie an, die sich neugierig zu mir hingedreht hatte und sagte einfach nur:

„Ja!"

Ich atmete tief ein. Ich atmete tief aus. Die folgenden Sätze gingen mir beinahe schon reflexartig über die Lippen. Aber in diesem Moment meinte ich jedes Wort so, wie ich es sagte:

„Wenn sie möchten, kann ich versuchen, ihnen zu helfen."

Und so lernte ich Karina und ihre Tochter Melanie kennen.

Gegenwart:

Erst mal hatte ich genug geschwitzt. Ich verließ die Sauna und begab mich durch den großen Vorraum des riesigen Blockhauses in den üppigen Garten.

Wie damals atmete ich tief ein und aus. Kalte und erfrischende Luft füllte meine Lungen. Ein wenig stolzerfüllt wanderte mein Blick über Haus, Garten und Sauna.

Eine sehr schöne und ruhige Wohngegend in einem der kleineren, ländlich geprägten Vororte des Rhein Main Gebietes. Das Haus war sehr groß und geräumig. Mein Vater, ein mittlerweile im Ruhestand befindlicher Architekt, hatte es selbst geplant und gebaut. Es verfügte über eine sehr schöne, große Terrasse und eben dem sehr großen, gemeinsam genutzten und zur Straße hin durch hohe Hecken gut abgeschirmten Garten. Der ideale "Auslauf" für heranwachsende Kinder.

Ich blickte direkt zu dem, ebenfalls von meinem Vater geplanten, Altersruhesitz meiner Eltern. Mir war die räumliche Nähe zu meinen Eltern nie wirklich unangenehm. Im Gegenteil vereinfachte sie vieles, was in den letzten Monaten und Jahren mit Kindererziehung und Betreuung zusammenhing. Wir hatten allesamt ein sehr gutes Verhältnis.

Der Garten hatte es in sich. Ab dem Frühjahr ein Meer von Blumen und schönen Bäumen, Sträuchern und blühenden Stauden, von meinen Eltern liebevoll gepflegt. Mittendrin war wie ein Diamant eine Annehmlichkeit, die mir mein Arbeitgeber als „Anschauungsobjekt" gegönnt hatte. Ein neun Mal zwölf Meter großes und einhundertsechzig Zentimeter tiefes, solarbeheiztes Schwimmbecken, daneben ein kleiner Grillplatz und eben hinter mir (ich hatte sie gerade verlassen) das Prunkstück.

Ein schöne sehr große, L - förmig gebaute Blockhaussauna mit allen Ausstattungsmerkmalen, die sich ein sehr reicher Privatkunde nur so vorstellen mochte.

Der Sauna vorgelagert war zunächst einen sehr geräumiger Vorraum. Voll ausgestattet mit einer Spül- und Küchenzeile, mit Kühlschrank und Mikrowelle. Rechter Hand vom Eingang eine Tischsitzgruppe mit Wandbank und Stühlen für 6 Personen; daran vorbei zwei normale und eine Erlebnisdusche mit Massagefunktion, eine kleine Toilette und einem kleinen aber feinen Massageraum mit höhenverstellbarem Tisch und allem „Schicki Micki" (Nach Schule und Ausbildung hatte ich vorher als Masseur und Physiotherapeut gearbeitet und an solchen Ausstattungsmerkmalen konnte ich halt nicht vorbei.)

Das Herzstück des Blockhauses aber war die Sauna selbst. 6 Meter lang waren links und rechts jeweils 3 unterschiedlich hohe Bankreihen so angebracht, dass auf jeder Bank 2 Menschen bequem hintereinander ausgestreckt liegen konnten. Ein drei Mal zwei Meter kombinierter „Bullerjahn" Kamin - Elektroofen war das einmalige Herzstück dieses Ensembles. Der Elektroofen mit einer Ausgangsleistung von 24 KW in dessen Mitte ein großer, holzbefeuerter Trommelofen prangte. Holzöfen machten immer so eine lebendige Wärme und das Knistern und Krachen eines Holzfeuers, sein Geruch ... Die Oberfläche des Ofens war aufgefüllt mit sizilianischen Vulkanbasaltsteinen und auf der Ofenmitte stand ein großer 30 Liter Kupferkessel, wo immer ein paar Birkenquasten vor sich hin köchelten und ihr einmaliges Aroma verströmten.

Nach der Sauna ein paar Schritte durch den Garten... Ich schweifte bewundernt ab.

Ja, ich hatte es zu etwas gebracht. Als Hauptkundenbetreuer war ich immer wieder in ganz Deutschland und auch dem benachbarten Ausland unterwegs und ich verdiente nicht schlecht.

Ich duschte mich kurz ab und ging direkt in den Pool. Dort ließ ich mich im herrlich lauwarmen Wasser erst mal ein wenig treiben, schloss die Augen und das Rad der Zeit drehte sich erneut zurück.

Rückblick:

Karina und ich kamen an diesem Abend im Schwimmbad ins Gespräch und der berühmte Funke blitzte sehr schnell zwischen uns Beiden. Melanie hatte mich auch sofort in ihr Herz geschlossen.

Karina öffnete sich zunehmend und sprach über die Hölle ihrer Ehe. Ihr Mann war ein verbitterter Berufskraftfahrer, der zu diesem Zeitpunkt, zunehmend dem Alkohol verfiel. Er war zugleich auch krankhaft eifersüchtig und neigte immer wieder zu unkontrollierten, jähzornigen Attacken.

Wir trafen uns in der nächsten Zeit häufiger. In unseren Gesprächen fand sie zunehmend die Kraft, ihre Situation zu erkennen und schließlich verließ sie ihn mit ihrer Tochter.

Karina zog mit Melanie erst mal bei meinen Eltern ein. Vorrübergehend, denn mein Vater war schon mit dem Bau des „Altersruhesitzes" zu Gange („das Nachbarhaus").

Der Auszug riss ihren Mann kurzzeitig zurück in die Realität. In einem lichten Moment sah er, was er falsch gemacht hatte. Er begriff, was er Frau und Kind angetan hatte. Aber er begriff auch, dass er unfähig war, sich zu ändern. Er hasste sich selbst und sein weiterer Weg in den Alkohol und die Selbstzerstörung schien vorgezeichnet.

Er legte Karina und Melanie keine Steine in den Weg und so lief die Scheidung im Großen und Ganzen doch recht einvernehmlich über die Bühne.

Aus kurzer Übergangslösung bei meinen Eltern wurde eine Dauerlösung. Wir sahen uns täglich und so wurde aus Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft meinerseits, erst Freundschaft und dann gegenseitige Liebe. Meine Eltern waren happy und forderten uns auf, ihr altes Haus zu übernehmen. So zog ich zu Melanie und Karina, nachdem meine Eltern ihr neues Altersdomizil in Besitz genommen hatten.

Zu Melanie, hatte ich gleich einen sehr guten Draht. Erst fünf Jahre alt, als wir zusammen zogen, nannte Melanie mich schon nach vier Wochen, von sich aus „Paps"; etwas, woran ich mich sehr gern und mit viel Wärme zurückerinnere. Das war jetzt vor etwas mehr als zwölf Jahren. Die nächsten vier Jahre waren von Glück geprägt und ich erinnerte mich immer wieder gern an diese Zeit zurück. Unsere kleine Familie bekam Zuwachs.

Vor zehn Jahren wurde Sabine geboren und vor acht Jahren kam Achim, unser Sohn zur Welt ...

Aber kurz nach der Geburt von Achim schienen die Dämonen der Vergangenheit erneut schlagartig über Karina hereinzubrechen. Depression, Psychose, Neurose - was auch immer jetzt die genaue Diagnose sein mochte -- Karina litt seelisch und damit auch körperlich immer mehr.

Sie verlor schlagartig all ihre Energie und zog sich immer mehr in sich selbst zurück. Tagelang sprach sie kein Wort; kniete auf dem Boden und wippte stundenlang vor sich hin.

Mehrmonatige Aufenthalte in verschiedenen Psychiatrien folgten Schlag auf Schlag, bis sie schließlich dauerhaft in einer psychiatrischen Wohngemeinschaft untergebracht werden musste. Als Familie hielten wir Kontakt, wann immer es möglich und medizinisch erlaubt war und besuchten sie regelmäßig. Aber sie hatte immer wieder Phasen, wo sie sich wie ein Kleinkind verhielt und unsere Besuche nicht hilfreich waren.

Nach einiger Zeit wurde uns allen klar, dass so nie wieder ein normales familiäres Zusammenleben miteinander möglich werden konnte. Dazu war ihre Krankheit zu ausgeprägt. Aber sie hatte auch gute Phasen und in diesen und in ihren wenigen „lichten" Momenten, forderte mich Karina immer wieder auf, mich doch scheiden zu lassen und mir eine neue Frau zu suchen ... eine gute Mutter für unsere Kinder ... für „ihre" Kinder ... Eine Mutter und eine Partnerin, wie sie es selbst, objektiv gesehen, nie wieder sein und werden können würde.

Nur hatte bisher keine potentielle Partnerin meinen Weg gekreuzt. Und ich hatte ehrlich gesagt auch kein Interesse daran, aktiv zu suchen. Dafür waren meine Gefühle für Karina anfangs noch zu stark. Auch heute geisterte Karina immer wieder durch meinen Kopf, durch meine Gedanken und durch meine Gefühle.

Aber mit den Jahren und der räumlichen Distanz und aus der emotionalen Problematik heraus, schwächte sich meine Liebe zu ihr immer mehr ab und wich tiefempfundener Freundschaft und Verbundenheit.

Das war etwas, was ich einfach nicht wahr haben wollte.

Etwas, das einzugestehen, mir sehr schwer fiel.

Karina hatte Recht. Ich musste mich irgendwann von ihr und meiner Liebe zu ihr frei machen, auch wenn ich es eben nicht wahr haben wollte.

Aber ich kam ja mit dem Job und der Racker- Bande Melanie, Sabine und Achim im Rücken, auch zu kaum etwas. Geschweige denn dazu, eine neue Frau in mein Leben hinein zu lassen.

Die räumliche Nähe zu meinen Eltern und unsere gute Beziehung zueinander vereinfachte Vieles, was in den letzten Monaten und Jahren mit Kindererziehung und Betreuung zusammenhing. Ich richtete und teilte mir meine Arbeit so ein, dass ich einen Großteil von zu Hause aus im „Home Office" machen konnte. Und wenn ich mal wieder auf eine mehrtägige Tour zu Kunden musste, waren meine Eltern wie selbstverständlich für mich und die Kinder da.

Wir waren ein gutes, eingespieltes Team und hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Wobei Melanie als die Älteste schon sehr früh auch von sich aus ein großes Maß an Engagement und Verantwortungsbewusstsein an den Tag legte. Sie fühlte sich für vieles zuständig, was im Hintergrund an Kleinigkeiten anfiel.

Gegenwart:

Das Wasser im Pool war zwar sehr angenehm temperiert, aber irgendwann holte einen die Umgebung dann doch wieder aus der Erinnerung. Eine Nachwehe von Melancholie umgab mich, als ich über die Treppe den Pool verließ und wieder zum Blockhaus zurückkehrte.

Klar, dass wir immer schon die Annehmlichkeit einer so tollen Saunaanlage mehrmals die Woche zu nutzen wussten. Auch ungeachtet der Energiekosten, war das ein Luxus, den wir uns bewusst leisteten - früher mit Karina, jetzt mit meinen Kindern.

Meine Eltern waren ebenfalls begeisterte Saunafreunde und fielen regelmäßig mit ihrer Kegeltruppe ein.

Durch die Sauna wuchsen die Kinder auch schon von „kleinauf" mit einem ganz anderen Körperbewusstsein und Körperverständnis auf. Nackt in der Sauna sein war für sie etwas völlig Natürliches, ebenso wie das Nacktbaden oder auch das Nacktsonnen.

Auch wenn ich nicht mehr als Masseur arbeitete, ergab es sich automatisch, dass meine Eltern und meine Kinder sich nicht nur das Eine oder Andere abguckten, sondern wir uns auch regelmäßig gegenseitig massierten.

Völlig normal, ohne Hintergedanken. Mal eher therapeutisch bei Verspannungen, mal rein für das körperliche und seelische Wohlbefinden, eben zur Wellness.

Unser Haus, der Garten, der Swimmingpool und die Saunanlage waren immer offen für Freunde und Bekannte. So war es auch völlig normal, dass die Kinder immer mal wieder Freundinnen und Freunde - teilweise auch mal deren Eltern - mitbrachten oder meine „alten Herrschaften" die Sauna eben mal spontan mit ihren Kegelfreunden in Beschlag nahmen.

Ich durfte dann auch immer mal wieder als Aufgießer aktiv werden oder meine Finger sich auf dem einen oder anderen verspannten Rücken austoben lassen. So verlernte man auch wenigstens nichts.

Nur werden Kinder aber auch irgendwann einmal älter. Und dadurch im Fall des jeweiligen Freundeskreises, auch deren Anhang. Und im Falle von Melanie und ihrem Freundeskreis konnte man irgendwann auch nicht mehr wirklich von Kindern reden.

Ich setzte mich an den Holztisch im Innenraum, schenkte mir ein Glas von diesem herrlichen St. Laurent aus Deidesheim ein und schaute weiterhin ein wenig schwermütig aus dem Fenster.

Der Winter dieses Jahr eigentlich verdiente seinen Namen nicht. Irgendwie schien es, als wolle die Herbsttristesse unter Umgehung der von mir geliebten weißen Pracht, direkt in grau - trübe Frühjahrsstürme übergehen.

Heute an diesem Freitag war wieder genauso ein trüb verregneter, nasskalter Januarabend und deswegen beschloss ich, dass es mal wieder höchste Zeit war, die Sauna einzuheizen.

Meine Eltern waren mit ihrer Kegelrunde unterwegs. Das wurde erfahrungsgemäß ziemlich spät - oder früh, je nach Perspektive.

Melanie war heute beim Training. Sie spielte Volleyball und ihr Team stand gerade kurz vor dem Aufstieg in die Landesliga. Deswegen gab es ein paar zusätzliche Trainingseinheiten und auch bei ihr würde es heute wohl später werden.

Also machte ich mir mit meinen beiden anderen Rabauken Sabine und Achim einen gemütlichen Abend zu Dritt.

Den Abend vorbereitend, kochten wir zusammen in unserer Wohnküche. Das machte den Kids immer einen riesigen Spaß. Sabine mit ihren zehn und Achim mit seinen stolzen acht Jahren liebten das gemeinsame Kochen. Jeder bekam seine Aufgaben. Da musste viel geschnipselt werden. Tomatensalat, Gurkensalat, eine riesige Schüssel Schichtsalat mit „Chili con Carne", Nachos und Eisbergsalat, zwei große Bleche mit Pizzabrötchen und zwei Dutzend herzhaft gewürzter Hähnchenschenkel. Das reichte für eine Armee, aber es sollte halt auch noch für den nächsten Tag reichen, denn wie ich meine Eltern kannte, würden die morgen den Tag eher „sehr langsam" angehen und sich freuen, nicht kochen zu müssen. Reserven waren immer gut. Melanie war ein wirklicher Nimmersatt, der einem die Haare vom Kopf fressen konnte.

Fast noch mehr Spaß als das gemeinsame Kochen machte natürlich das sich anschließende Schlemmen. Zum Nachtisch gab es ein leckeres Eis. „Fürst Pückler" von Mövenpick war vor kurzem mal wieder im Angebot gewesen und ich hatte zugeschlagen.

Dann kochte ich im Anschluss geschwind 20 Liter Wasser auf; wir überbrühten damit ein paar Bund getrocknete Lavendelblüten, die wir im Herbst geerntet hatten. Danach ging es mit diesem frischen Natursud geradewegs in die Sauna. Meine Kids waren glücklich.

Aber die Beiden waren nach der anstrengenden Woche mit mehreren Klausuren heute auch nicht allzu fit. Das gemeinsame Kochen und die sich anschließende Völlerei führten dazu, dass sie schon nach zwei Saunagängen mit frischem Lavendelaufguss ihre Bettschwere erreicht hatten. So zogen sich die zwei alsbald zurück und ließen mich, ihren armen alten Herren, allein in der Sauna zurück - mit all seinen wirren Gedanken. So kann´s gehen.

Der Freitagabend war mit halb neun noch jung; aber ich blieb der Sauna treu. Nach einem volumiösen Roten zum Essen, hatte ich jetzt aber Lust auf einen eher fruchtigen Wein. Also ging ich zum Saunakühlschrank und köpfte eine Flasche Gewürztraminer. Manche würden sagen, er wäre einfach nur zuckersüß. Eins, zwei eiskalte Gläser zwischen den Saunagängen waren einfach herrlich erfrischend und die Fruchtnote kam unheimlich gut raus.