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Unpassende Momente 05 Neu & Komplett

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Die unpassenden Momente Teil 5

Ich war mit meiner Mutter in der Sporthalle angekommen. Sogleich wurden wir von Melanie, Pia und deren Eltern begrüßt. Pias Eltern kannten wir beide schon länger. Wir sahen uns dann und wann bei den Volleyballspielen und sie waren bei uns auch schon mehrfach zu Besuch.

Verständlich.

Sie wollten ja schon wissen, wo und vor allem mit wem sich ihre Tochter denn so herumtrieb. Aber Pias Eltern waren auch große Saunaliebhaber und sie liebten Gesellschaftsspiele in gemütlicher Runde mindestens ebenso, wie wir.

Die Mädels rissen uns die mitgebrachten Kuchenplatten förmlich aus den Händen. Gabriele, Pias Mutter, umarmte mich herzlich.

„Hei Roland. Schön, dass du da bist. Hab es schon gehört. Gut, dass es Miriam schon besser geht. Gut, dass sie bei euch war. Zu Hause wär das wohl alles ganz schön in die Hose gegangen."

Genau daran hatte ich schon mehrfach gedacht. Aber das würde ich jetzt nicht hier vor versammelter Mannschaft so aussprechen.

„Hallo Gabriele! Hallo Michael, ich komme leider gerade nicht dazu, dir die Hand zu drücken." Elegant versuchte ich das Thema dadurch zu umschiffen, indem ich mich direkt an ihren Mann wandte.

„Jaja, hab schon verstanden." Gabriele ließ von mir ab und wandte sich meiner Mutter zu. Dafür nahm mich jetzt Michael in Beschlag.

„Roland, ein paar richtig böse Tage! Ich hoffe, dass Spiel reißt das jetzt wieder raus. Fahrt ihr später zu Miriam ins Krankenhaus?"

„Haben wir so vor."

„Grüße sie herzlich von uns. Ich hoffe wir werden uns bald mal wieder zu einer gemütlichen Spielerunde treffen."

„Kommt vielleicht früher, als du denkst Michael. Wir werden wahrscheinlich demnächst einen wenig mobilen Dauergast in unserem Hause begrüßen dürfen, dem sicherlich irgendwann die die Decke auf den Kopf fallen wird."

„Ja, hat Melanie schon gesagt. Wir kommen gern mal auf ´ne Runde Siedler vorbei."

Nun trat ein groß gewachsener Mann mit rotblonden Igelhaarschnitt und sandfarbener Militäruniform zu uns hinzu. Eine Menge Lametta zierten Brust und Schulterpartien. Ein amerikanischer Adler?! Etwas weiter im Hintergrund hielt sich eine Ordonanz parat.

„Roland, ich darf dir Charlies Vater Herrn..."

„Raymond, oder für Freunde Ray. Charlie hat mir von ihnen und ihrer Familie erzählt. Sie war auch total von dem Saunaabend gestern begeistert." Charlies Vater war auch schon an mich herangetreten und drückte meine Hand. Er hatte ein offenes Lächeln und eine warme Stimme. Sein deutscher Wortschatz war überraschend gut, auch wenn er diesen typisch amerikanischen Dialekt hatte.

„Freut mich, dich kennenzulernen Ray. Ich bin Roland."

Und so durchquerten wir in Smalltalk vertieft die Halle in Richtung meines Vaters. Der spielte wie schon mehrfach bei größeren Sportevents, an der gegenüberliegenden Hallenseite Grillmeister bei den Elektrogrills. Das lag ihm einfach und er brachte auch die nötige Ruhe mit, die er auf die anderen um ihn herum scheinbar mühelos übertrug.

Und das war heute notwendig. Denn es waren heute richtig viele Zuschauer gekommen.

Alles Familien, Freunde und Bekannte der beteiligten Mannschaften. Und von den Jugendmannschaften waren auch noch ein paar Spielerinnen und Spieler zum Anfeuern gekommen. Der Geräuschpegel war hoch und all die „Fans" schienen auch guten Hunger mitgebracht zu haben.

Der erzielte Verkaufsgewinn würde die Fahrtkasse der Mädels gut auffüllen. Denn sollte der Aufstieg gelingen, bedeutete das zugleich auch weitere Fahrtstrecken zu den jeweiligen Gegnermannschaften und damit zugleich auch höhere Anfahrts- und gegebenenfalls sogar Übernachtungskosten.

Potente Sponsoren waren in dieser Leistungsklasse noch rar gesät.

Wie bereits vermutet herrschte am „Grillplatz" ein gutes Gedränge. Ich nickte mal hierhin, mal dorthin. Überall bekannte Gesichter. Volleyball war eigentlich immer familiär. Genau das machte auch den Reiz dieser Mannschaftssportart aus.

Charlie stand neben meinem Vater am Grill und brutzelte. Als sie uns erspähte, hob sie lachend und kurz grüßend ihre Hand.

Ihr Vater, der sich offensichtlich irgendwie etwas verloren unter all den Unbekannten vorkam, war immer noch neben mir. Das Buffet war sehr gut gefüllt und mit einer acht Euro „all you can eat" Wertmarke wurde auch die familientaugliche Balance zwischen Erschwinglichkeit und angemessenem Preis gut gehalten.

Ralfs Pranke legte sich unverwechselbar auf meine Schulter. Der Trainer!

„Ah, der unbarmherzige Mädchenschinder! Der große Magath des Volleyball - wie geht's dir Ralf? Nervös vor dem Spiel?"

Wir kannten uns schon lange.

„Etwas Roland. Ich weiß nicht wie´s ausgehen wird. Ehrlich. Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Grünweiß Gießen war die Saison verdammt stark. Die haben nur zwei Mal in der Erkältungszeit geschwächelt."

„Ihr habt euch doch auch bislang keine Blöße gegeben! Ich denke, die Mannschaft ist saustark und voll motiviert."

„Ja. Richtig! Die Mädels wollen ´s heute wirklich wissen. Auch schon wegen Miriam. By the way -- grüß sie später recht herzlich von mir. Sie soll bloß bald gesund wiederkommen. Sich so heut´ zu drücken." Er lachte kurz auf. Er scherzte. Aber das Ganze war ihm wirklich sehr nahe gegangen.

„Roland, du weißt, wie ich das mein´! Wenn alles so klappt, wie ich mir das vorstell´, haben wir am Ende ´ne tolle Überraschung für sie."

„Egal was es ist, ich denke, sie freut sich über einen Sieg und ein kleines Zeichen, dass ihr an sie denkt. Ich glaube, wenn sie die Wahl hätte, wäre sie heute wohl viel lieber hier."

„Bin ich mir auch sicher. Meine Frau wird das Spiel mit ihrer Digicam aufnehmen. Die DVD ist dann für Miriam. Du, ich muss gerade geschwind weiter. Noch ein paar kleine Vorbereitungen. Das Spiel geht bald los und ich muss als Gastgeber noch mit den Schiris Feld und Netz sichten."

„Alles klar Ralf. Bis später!"

Charlies Vater stand immer noch neben mir.

„Hast du schon was gegessen Ray?" Ich wandte mich direkt an ihn. Er schüttelte sachte den Kopf.

„Na dann würde ich mal vorschlagen, dass wir mal zu deiner Tochter gehen und uns so ein tolles Steakbrötchen gönnen. Ich habe Hunger."

Ich erntete ein dankbares Lächeln. Er war offensichtlich froh, etwas mit einbezogen zu werden. Er sah in seiner Uniform und mit seiner Statur schon eher wie ein martialischer Krieger aus. Vielleicht wurde er deswegen instinktiv von den anderen gemieden. Vielleicht aber auch, weil Charlie ihn nicht eingeführt und den anderen Eltern vorgestellt hatte.

Nun, dem war schnell abzuhelfen.

„Hei Charlie. Hallo Senior. Zwei Steakbrötchen. Raymond, ich darf dir meinen Vater Eberhardt vorstellen. Er ist heute der Grillmeister."

Beide schüttelten sich die Hände. Ich hatte bewusst die Langform des Vornamens gewählt. „Senior, Raymond ist Charlies Vater und er vergeht vor Hunger." Ray warf mir einen amüsiert fragenden Blick zu. „Na ja, ehrlich gesagt, vergehe ich vor Hunger. Also gib uns mal bitte ein paar besonders schöne Steaks."

Charlie schnitt zwei Brötchen auf, bestrich sie mit Steaksauce und lächelte mich an. „Danke Roland, dass du dich etwas um ihn kümmerst. Es ist hier sein erstes Match hier. Er hatte bisher immer Dienst, wenn wir spielten und ich habe gerade etwas wenig Zeit für ihn." Jetzt lächelte sie ihren Vater an, der freundlich und stolz zurückblickte. Man konnte gut sehen, dass die Chemie zwischen den beiden absolut stimmte.

Ich reichte Ray eines der beiden Brötchen und die erste Tröte ertönte.

Ein Zeichen, dass es wohl bald losgehen würde. Die Mädels aus beiden Teams setzten sich sofort in Richtung der Umkleiden ab, um sich spielfertig zu machen und aufzuwärmen.

Wir aßen genussvoll. Es waren sehr gut marinierte Steaks, mit einer sehr hohen Qualität und mein Vater hatte eben einfach auch das Talent und die Geduld beim Grillen.

„Also ich bin heute eher süß." Mit einem großen Teller randvoll mit Kuchen und Torte gesellte sich Michael, Pias Vater, wieder zu uns.

„Gleich geht's los. Bin schon ganz gespannt, wie sie sich schlagen werden."

„Sie werden gewinnen. Dafür garantiere ich." Raymonds Stimme klang eiskalt und todernst. „Sonst muss ich leider für jeden Punkt von Grünweiss, eine ihrer Spielerinnen erschießen lassen." Ray machte ein unauffälliges Zeichen in Richtung der Ordonanz, die freundlich und zugleich bestimmt zurücknickte.

Völlig entsetzt trat Michael einen Schritt zurück und verschüttete dabei seinen Kaffee.

Ich war perplex über Michaels Reaktion, doch so langsam erreichte mich nach und nach der Sinn von Rays Worten. Ich sah ihn an, aber da entgleisten auch schon seine Gesichtszüge und er prustete los.

„It´s a joke. Don´t panic! Only a joke!!!"

Ein fürwahr seltsamer Humor, doch ich mochte Raymond auf Anhieb. Wir gingen langsam zu der herausgezogenen Tribüne, um den Mädels beim Aufwärmen und Einspielen zuzusehen.

„Nice Girls. Specially this one." Ray zwinkerte uns verschwörerisch zu und zeigte kurz auf die Wand, wo eine mir sehr gut bekannte Person gerade lockere Schmetterbälle mit sich selbst übte.

Michael, der sich von seinem Schock gerade erst erholt hatte und mit einer nassen Serviette zielgerichtet den Kaffeefleck auf seinem hellen Sweatshirt vergrößerte, wusste erneut nichts zu sagen.

„Yes indeed Ray, they are all really nice, even some of them are forbidden. Specially this one. She´s my girl."

"Girl or daughter?" Ray lachte erneut herzlich über seinen Wortwitz, fügte dann aber beschwichtigend hinzu: „I know, Roland... this is Melli and you have a lovely daughter."

Der Typ war cool. Aber ich hatte mich eben eindeutig verplappert. Gut dass wir Englisch gesprochen hatten. So konnten wir meinen „Ausrutscher" auf die „fremde" Sprache schieben.

Michael und Ray setzten sich in die erste Reihe. Sofort waren beide in einen angeregten Smalltalk vertieft. Michael hatte endlich begriffen, dass Ray eine offensichtlich stark ausgeprägte Ader für tiefschwarzen, trockenen Humor hatte und man um Himmels Willen nicht jedes seiner Worte ernst nehmen durfte.

Ich ging währenddessen zu Melanie rüber, die mein Kommen bemerkt und deswegen ihre Übung mit einem fulminanten letzten Schmetterschlag abgeschlossen hatte.

„Hei Paps."

„Hei Kleines. Ich wünsch dir viel Glück und viel Spaß." Sie kam auf mich zu und drückte mich kurz und herzlich.

„Danke Paps, Schön dass ihr hier seid. Das wird klasse. Ich hab so ein Gefühl. Ich bin gut drauf", ein kurzer Rundblick. Niemand hörte zu.

„Und auch irgendwie ganz tiefenentspannt."

„Jaja, Melli. Passt schon."

Ich brummelte leise, aber geschmeichelt, in meinen Bart.

„Ich muss dann mal so langsam."

Ralf trommelte sein Team zur Ansprache in der rechten Feldhälfte zusammen und Melanie tappte zu den anderen.

Ich ging zurück zur Tribüne. Michael und Raymond waren augenscheinlich immer noch in ihr Gespräch vertieft und ich gesellte mich zu meinen Eltern und zu meinen beiden Lütten Achim und Sabine, die mich auch schon freudig begrüßten. Ich hatte sie in den letzten beiden Tagen etwas vernachlässigt.

Der erste Spielsatz begann mit einer völligen Überraschung!

Unter dem Schlachtruf „Miaaaa!" kamen die Gäste aus Gießen in Rekordzeit unter die Räder.

Melanie hatte den ersten Aufschlag.

Prompt ein Ass.

Sie hatte eine Serie mit neun unglaublich harten und platzierten Bällen -- davon alleine vier Asse. Die anderen Bälle konnten die Mädels von Grünweiß kaum unter Kontrolle bringen.

Pia und Charlie blockten sie gnadenlos aus.

Neun Punkte in Folge und Ralfs Truppe musste noch nicht einmal einen Spielzug spielen.

Der Ball kam nicht über die Hälfte von Grünweiß Gießen hinaus.

Der gegnerische Trainer nahm umgehend eine Auszeit.

Man merkte die Verunsicherung in seinem Team.

Dreißig Sekunden bleiben ihm, um den Fluch zu durchbrechen und das Team zu motivieren, während unsere Mädels es kaum erwarten konnten, weiter zu machen.

Der Pfiff ertönte, um das Ende der Auszeit anzuzeigen.

„Miaaaa!" Ein Schlachtruf und die Mädels gingen wieder in Position. Melanie trat wieder zur Grundlinie. Ein kurzer Blickkontakt zwischen ihr und dem Schiedsrichter und mit einem weiteren Pfiff wurde das Spiel wieder frei gegeben.

Melli warf den Ball senkrecht in die Luft, ihr Rücken bog sich etwas nach hinten; man konnte sehen, wie sie Spannung auf ihre linke Handfläche gab und ihre Finger maximal abspreizte. Der Ball verlor an Kraft und seine Flugrichtung kehrte sich wieder in Richtung Boden um. Genau am richtigen Punkt erreichte ihn Mellis ausgestreckter Arm.

Knapp über dem Netz schoss der Ball unkalkulierbar mal nach rechts, mal nach links flatternd dem Boden der gegnerischen Hälfte entgegen.

Die anvisierte Abwehrspielerin stand noch in Baggerhaltung und sah nur entgeistert, wie der Ball ein gutes Stück rechts neben ihr im Feld in einem flachen Winkel auf den Boden aufschlug.

Ein psychologisch sehr wichtiger Ball. Das Heimpublikum tobte begeistert und der erste Satz ging letztlich mit fünfundzwanzig zu vier an uns!

Nach einer kurzen Pause, kam der Seitenwechsel und der zweite Satz begann, wie der Erste aufgehört hatte, nur dass jetzt Pia eine kleine Serie zu Beginn hinlegte.

Zwar zauberte sie kein Ass, zog aber so gnadenlos, wie platziert Aufschlag um Aufschlag in die Nähe der Stellspielerin, die dann in Folge keinen vernünftigen zweiten Ball und damit Spielaufbau zu Stande brachte und entnervt ausgewechselt werden musste.

Psychologisch wurde Grünweiß Gießen förmlich Ball um Ball zerlegt.

Fünfundzwanzig zu dreizehn. Auch der zweite Satz war eine klare Sache.

Pia und Melli waren beinahe tödliche Rückraumangreiferinnen -- vor allem Pia mit ihrer unglaublichen Länge übersprang selbst aus dem Rückraum heraus, höhenmäßig die völlig chancenlosen Gießener Blockspielerinnen.

Nach jedem gewonnenen Punkt ertönte der Schachtruf „Miaaaa!", von dem frenetisch anfeuernden Publikum begeistert übernommen.

Der dritte Satz war von Anfang an enger. Die Gäste berappelten sich und machten mit der gerade eingewechselten Inga einen vermeintlichen Schwachpunkt in Ralfs Team aus, auf den konsequent Ball um Ball gezogen wurde. Punkt um Punkt, Aufschlag um Aufschlag -- die Führung wechselte immer wieder hin und her.

Schließlich führte unser Team mit vierundzwanzig zu dreiundzwanzig und der Matchball stand bei eigenem Aufschlag an.

Alles wartete euphorisch auf Angabe und Inga entschloss sich für eine sichere Variante.

Sie schlug platziert in die hintere linke Ecke.

Die Gießener Abwehrspielerin ging ein wenig zurück, nahm den Ball problemlos an und spielte ihn zu ihrer Stellspielerin.

Diese passte zu der von rechts außen kommenden Angreiferin, die den Ball am Block vorbei in unser Feld schlug.

Pia kam gerade noch so dran, konnte aber nur unplatziert baggern.

Der Ball flog in hohem Bogen an der links positionierten Stellspielerin vorbei zum rechten Außennetz.

Melanie spurtete los, sprang und pritschte den Ball in der Luft parallel zum Netz rückwärts über Kopf. Der gegnerische Block stand über ihr. Aber der war ja gar nicht das Ziel des Balles.

Der Ball kam exakt gespielt zu der bereits in der Luft stehenden Charlie, die ihn knochentrocken in der gegnerischen Hälfte versenkte.

Fünfundzwanzig zu dreiundzwanzig -- Spiel, Satz, Sieg und Aufstieg. Alles um mich herum versank in Jubel, während meine Augen auf Melanie gerichtet waren und mein Mund sich zu einem stummen Schrei öffnete.

Die letzte Spielszene lief wie in Zeitlupe nochmals vor meinem inneren Auge ab. Melanie schraubte sich in der Vorwärtsbewegung nach oben, erwischte den Ball kurz bevor er das Netz in Richtung Seitenaus überqueren konnte, pritschte ihn rückwärts über Kopf und bewegte sich weiter in Richtung Boden. Eine der generischen Blockspielerinnen hatte zu viel Vorwärtsdrall und war übergetreten. Miriams Fuß kam genau auf dem übergetretenen Fuß der anderen Spielerin auf, knickte im neunzig Grad Winkel nach innen weg und Melli fiel mangels Seitstabilisierung mit dem Kopf voll gegen den Netzpfosten. Ich konnte zwar im aufkommenden Jubel kein Krachen hören, aber Melli lag regungslos am Boden. Ich war aufgesprungen. Meine Eltern und Ray ebenfalls.

Eine Kopfplatzwunde. Sie blutete und rührte sich nicht.

Der Jubel ebbte schlagartig ab und wich einer Totenstille. Beide Trainer und der zweite Schiedsrichter, der an dieser Netzseite platziert war eilten zu Melanie. Ich ebenfalls. Im Augenwinkel sah ich, wie meine Mutter Achim und Sabine, unsere beiden Nesthäkchen tröstend umarmte.

Aber da war ich auch schon auf dem Feld und spurtete in Richtung meiner Tochter.

„Liegen lassen. Nicht bewegen. Inga, bring schnell ein paar große Duschhandtücher zum Zudecken und Polstern. Charlie, hol mal den Verbandkasten aus dem Aufsichtsraum." Ralf war schon da und wandte sich koordinierend an den Linienrichter.

„Sie rufen den Notarzt. Den brauchen wir hier. Sie mit dem Kopf gegen den Netzpfosten geknallt und jetzt bewusstlos."

Ralfs Stimme war ruhig und bestimmt. Er wandte sich an ein paar, der Spielerinnen. „Ihr schirmt sie ab. Lasst keinen durch."

Ralf erspähte mich: „Roland, komm schnell durch zu deiner Tochter."

Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Schon kniete ich auf dem Boden und hielt ihre Hand. Sie rührte sich nicht, atmete aber. Ich war etwas beruhigter.

„Stabile Seitenlage!"

„Nein, nicht bewegen", kam vom Schiedsrichter.

„Sie ist bewusstlos und wir müssen die Atmung schützen", wies Ralf sanft aber bestimmt den Schiedsrichter zurecht.

Ich wurde langsam auch wieder aktiv. „Ralf hat Recht. Seitenlage, das ist wichtig." Ich streichelte sanft tröstend Melanies Haar, doch ich kam nicht zu ihr durch.

Rasch war die Seitenlage hergestellt und mit ein paar Kompressen und einem Dreiecktuch aus dem Verbandkasten war ein schnell die Kopfplatzwunde versorgt. Ein Riss von etwa fünf Zentimetern. Blutete halt erst einmal stark.

Ich versuchte mich selbst zu beruhigen.

Ich saß nur da, hielt ihre Hand, streichelte ihren Kopf und sprach beruhigend auf sie ein. Was, weiß ich nicht mehr. Irgendwelches zusammenhangloses Zeugs.

Melanie bekam in ihrer Bewusstlosigkeit eh nichts mit. Ich war fertig. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Rettungs- und Notarztwagen kamen -- in Wirklichkeit waren es aber keine fünf Minuten.

Mein Vater war bei mir und meine Mutter war mit Sabine und Achim in Richtung Buffet verschwunden, damit die Kids ihre Schwester nicht sehen mussten.

Es bildete sich eine Gasse und die Rettungskräfte kamen mit ihren Rucksäcken, dem Sauerstoffgerät und dem EKG. Ihnen genügte der erste Blick und zwei drehten ab und gingen zum Auto zurück, um Trage und weiteres Equipment zu holen.

Sehr schnell drängte mich der Notarzt zur Seite und erfasste die Situation. Er registrierte auch, dass Melli nicht ansprechbar und bewusstlos war.

„Mein Name ist Menges, ich bin Notarzt. Wie ist das denn passiert?"

Ralf wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, aber ich hatte mich wieder gefasst und kam ihm zuvor.

„Mein Name ist Roland Unverdorben. Das ist meine Tochter Melanie. Sie spielte gerade einen spielentscheidenden unmöglichen Ball. Dazu musste sie aus vollem Lauf springen. Als sie aufkam, landete sie mit dem Fuß auf den Füßen ihrer übergetretenen Mitspielerin, knickte um und fiel gegen die Netzstange. Sie war sofort bewusstlos und ist auch noch nicht aufgewacht. Unter dem Verband ist eine kleine Risswunde von etwa fünf Zentimetern."

Der Arzt nickte.

Er wandte sich an die Rettungsdienstler, die schon mit ihren Vorbereitungen angefangen hatten: „Erstangriff, komplettes Monitoring, Zugang, Infusion."

Schnell und routiniert begann er Melanie zu untersuchen, während die Retter Melanie zu „verkabeln" begannen.

Er tastete auch den Schädel ab und leuchtete kurz in ihre Augen.

„Spontane Reaktion der Pupillen. Sieht nach einem klassischen „Knockout" aus. Reflexe scheinen alle gut vorhanden zu sein. Wir brauchen noch eine Halskrause, um den Nacken zu stabilisieren.

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