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Der Hexenwaldacker Teil 4 von 4

Geschichte Info
Historischer Roman, 1252 - 1254
3.8k Wörter
4.58
7.6k
1

Teil 4 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 06/16/2020
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15. Eine heiße Herbstnacht

Es war unerträglich heiß -- nicht nur in dieser Nacht. Nein die ganzen letzten Monate. Seit dem Frühjahr hatte es so gut wie nicht mehr geregnet und die Sonne brannte beinahe jeden Tag vom Himmel. Selbst jetzt im Spätherbst.

Die Bäche ringsum waren schon seit dem Frühsommer ausgetrocknet und die Ernte war ein einziges Desaster. Auch viele Bäume hatten ihre Blätter schon lange vor der Zeit abgeworfen.

Nach den Jahren des vielen Regens, der allgegenwärtigen Nässe und des dauerhaft diesig, trüben Wetters waren die Menschen im Frühjahr zunächst sehr froh, dass nun die wieder Sonne schien, es wärmer wurde und die Natur zu neuem Leben erwachte.

Aber die Sonne schien und schien ... und wollte gar nicht mehr aufhören zu scheinen.

So ging es den Menschen abermals schlecht und nicht wenigen von ihnen waren die letzten Worte der alten Ursell noch in den Ohren.

Vor allem Willin spürte abschätzenden die Blicke der Menschen, die immer auf ihm lagen, wenn er irgendwo einen Raum betrat oder er sich in der Öffentlichkeit bewegte.

Und diese Blicke brannten sich förmlich in seine Seele ein und als ohnehin unsicherer und verbitterter Mensch wurde nur noch verunsicherter und aggressiver.

Willin mied immer mehr die Öffentlichkeit und besuchte auch kaum noch die Schankstuben. Nur wenn es sein musste, ging er zu Gottesdiensten oder zu Geschäftspartnern.

Im Juni verließ er den eigenen Hof und zog in den Heckenwingerthof um.

Seine Geschäfte liefen bis Oktober recht gut -- noch!

Willin war klar, dass die Qualität des Holzes mit der Trockenheit litt und würde es jetzt nicht endlich regnen, wären viele der Bäume im Winter verloren.

Schon jetzt hatten viele Äste kaum noch die nötige Elastizität, sich mit dem Wind zu biegen und sie brachen schon bei leisen Böen.

Die ersten Winterstürme und der erste Frost würden eine harte Ernte einfahren.

Die Wälder würden Jahre brauchen, sich davon richtig zu erholen und das Holz wäre als gutes Bauholz auch erst in drei vier Jahren wieder brauchbar.

Ernte war überhaupt ein gutes Stichwort. Die Ernte aller Bauern ringsum war schlecht. Die größeren Siedlungen und die Städte im Umland verlangten nach Nahrung. Man spürte den wachsenden Druck und auch die Preise und Tauschquoten erhöhten sich schnell.

Und dennoch war dies ein eher regionales Phänomen. Eins, zwei Tagesreisen entfernt, sah es vollkommen anders aus.

Es war wirklich so, als ob der Regen einen Bogen um diese Ländereien machen würde.

Die Geschichte der alten Ursell machte die Runde.

In der Tat war das die einfachste Erklärung für das alles.

Und die Menschen machten Willin direkt für alles verantwortlich.

Er spürte ihre Blicke in seinem Nacken brennen, wenn er des Hof verließ.

---

Willin saß mit Fronicka zusammen vor dem Wohnhaus. Die Nacht war bereits vorangeschritten und sie waren allein. Die Kinder, die Knechte und deren Familien und natürlich auch Margred waren alle in ihren Betten und Kammern.

Es war heiß und sehr schwül. Seit mehr als einer Stunde sah man am Himmel starkes Wetterleuchten und im Wetterleuchten wurde deutlich, dass sich dichte, dunkle Wolken zusammenzuballen begannen.

Ein starkes Unwetter kündigte sich an und nicht nur Willin hoffte, dass es dieses Mal nicht wie schon so oft in diesem Jahr, einfach wieder vorbei ziehen würde.

Man sah Willin seine Sorgen an. Aber auch diese unbestimmte und latente Wut, die in ihm arbeitete. Er wirkte abgehärmt und alt.

Beinahe gegen seine Erwartungen war Fronicka in den letzten Monaten zu einer wirklichen Hilfe und Vertraute geworden. Sie hatte wohl verstanden, dass dies hier vielleicht ihre letzte Chance war...

Sie zielte nicht darauf ab, ihn zu heiraten. Das wussten sie beide. Sie wusste aber, dass sie und ihre Kinder nun verlässlich versorgt waren.

Willin wollte Margred. Das war wie eine fixe Idee in seinem Kopf.

Und er wollte nicht ihre Liebe.

Er wollte sie brechen und leiden lassen, stellvertretend für alle, die ihn hatten leiden lassen.

Er wollte sie leiden lassen, für das, was ihm die alte Ursell angetan hatte.

Und er wollte sie dafür leiden lassen, dass ihre Mutter Grete ihn zurückgewiesen und ihn für alle anderen bloß gestellt hatte.

Fronicka gab nur zu bedenken, dass Margred ja fast noch ein Kind sei. Aber eigentlich war es ihr egal. Sie meinte tatsächlich sogar, dass es vielleicht besser sei, sie gleich und vollständig zu brechen, weil dann auch kein Widerstand mehr ihrerseits gegen die vollständige Übernahme vom Hof zu erwarten sei -- auch in Zukunft.

So gesehen, war es für Willin gut, Fronicka und ihren Rat an seiner Seite zu wissen. Auch in anderen Bereichen halfen ihm ihre gemeinsamen Gespräche weiter.

Aber im Bett lief so gut wie gar nichts mehr.

Fronicka beschrieb Willin nach außen hin als fleischgewordenen Eros, sodass niemand wusste, wie es wirklich für ihn aussah. Auch nach innen zeigte sie sich ihm gegenüber verständnis- und überraschend taktvoll. Sie zeigte Respekt vor ihm.

Willin war nicht klar, ob sein Versagen im Bett an dem Fluch lag oder einfach nur daran, dass er sich einredete, verflucht zu sein.

Aber er wusste für sich selbst -- wenn sein Hass nur groß genug wäre, würde er den Fluch überwinden.

Und nach altem Recht wurde der Bund geschlossen, wenn er Margred beiwohnte und mit ihr schlief. Als erster bezeugter Mann, wäre er automatisch ihr Ehemann und sie sein Weib. Er würde den Hof nicht länger für sein Mündel verwalten.

Als Mann und Frau wäre es automatisch sein Hof, nicht länger der ihre.

Die kirchliche Hochzeit wäre nichts anderes als eine nachträgliche Legitimation.

Er hatte an diesem Abend schon eine Menge getrunken -- wie so oft. Aber die Gedanken jagten nach wie vor in seinem Kopf herum.

„Willin, ich denke es gibt einen Zweifel mehr. Margred versucht es zwar vor mir zu verbergen, aber sie hat vor ein paar Tagen mindestens jetzt das dritte Mal geblutet. Sie ist langsam so weit."

Willin wirkte zufrieden.

„Das ist gut. Sie versucht es zu verbergen ... Vertraut sie dir nicht?"

„Ich glaube sie weiß, dass ich dir in die Hände spiele."

„Sie ist jung, aber sie ist nicht dumm."

„Nein, dumm ist sie wirklich nicht. Der Priester, der ihr Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt, wird demnächst nach Ohsenkeim in die neue gebaute Kirche übersiedeln.

Er hat in der letzten Zeit viel mit Maik zu tun und unterhält sich nicht nur mit Margred, sondern auch mit Luther.

Und sowohl Luther als auch der Priester weichen in der letzten Zeit meinem Blick aus."

„Denkst du da läuft etwas im Hintergrund Fronicka?"

Willin war mit einem Mal vorsichtig. Er nahm einen großen Schluck Met. Das was Fronicka andeutete, deckte sich mit seinen eigenen Beobachtungen.

„Luther und Margred ... Vielleicht keine Liebe. Vielleicht doch? Auch wenn Luther eine große Hilfe ist -- ich denke, du solltest ihn zurück zu Maik schicken. Und du solltest auch darüber nachdenken, den neuen Priester von Hostheim -- diesen Markus -- als Lehrer für Margred einzusetzen... oder vielleicht den Unterricht ganz einzustellen."

„Ich hatte auch schon darüber nachgedacht"

Willin rülpste vernehmlich.

„Wendel kann lesen schreiben und rechnen. Ist ja ehemaliger Mönch. Ich werde ihm sagen, dass er hierher kommen soll. Meinen Hof kann er auch von hier aus im Auge behalten.

Lesen Schreiben und Rechnen -- Margred braucht das alles nicht. Die soll Kinder bekommen und gut. Je weniger sie vom eigentlichen Geschäft weiß, desto weniger kann sie sich einmischen."

„Wendel? Dann musst du ihm sagen Willin, dass mein Sohn tabu ist. Und du musst auch hier auf die Familien der Knechte achten."

„Meinerseits schon berücksichtigt. Wendel hat sein eigenes „Spielzeug". Ich habe es ihm einen Jungen geschenkt und damit ist er im Moment recht zufrieden. Das sichert mir seine Loyalität und seine Motivation. Es leistet auf meinem Hof eine herausragende Arbeit als Verwalter.

Die Gebäude erstrahlen wieder im alten Glanz.

Dass die Geschäfte der heißen und trockenen Witterung geschuldet jetzt immer mehr einbrechen, ist definitiv nicht seine Schuld.

Er holt aus den Böden und dem Höfen heraus, was er kann..."

„Das bestreite ich auch nicht. Aber ich habe gehört, was man sich über ihn erzählt und ich habe seine Blicke bemerkt, die er meinem Sohn zugeworfen hat.

Und das mag ich nicht. Ich schütze meinen Sohn.

Die Kinder anderer sind mir egal.

Du sagst, ich wäre hier für den Hof vordergründig verantwortlich..."

„Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn Wendel käme..."

„Deswegen ist es mir wichtig, dass er auch bei den anderen Jungs hier seine Finger bei sich lässt. Ich bin weniger an den Jungs interessiert... aber es wird zu Spannungen und Unruhe mit den anderen kommen, wenn er seine Neigungen zu offensiv auslebt, weil er denkt, er wäre „Jemand"...

Wenn du ihn weiter „nutzen" willst Willin, musst du ihn eine Spur weit auch vor sich selbst schützen. Bringt er sich in Schwierigkeiten, kann es sein, dass sein Fall sehr schnell vor Reinhard oder Abt Simon landet.

Beides ist definitiv nicht in deinem Interesse -- egal wie das entschieden wird.

Dafür weiß Wendel zu viel von deinen Geschäften."

„Wie auch du Fronicka..."

„Wendel ist der Typ, der sich feige freizukaufen versuchen wird. Und es kann sein, dass er irgendwann Forderungen an dich stellen wird.

Aber ich mache nicht den Fehler, zu viel zu wollen oder für irgendjemanden angreifbar zu sein. Du hast mich aus der Schankstube geholt -- Jobst wollte mich loswerden. Ich hätte mit meinen Kindern auf der Straße gesessen.

Ich will deinen Schutz und Einfluss und dein Geld. Ich bin nicht gierig. Ich spare für eine gute Aussteuer... und vielleicht kann ich mir dann auch irgendwann einen guten Ehemann aussuchen und noch ein oder zwei Kinder bekommen."

„Fronicka, an dir hat mir immer schon gefallen, dass du im Grunde weißt, was du willst. Und dem stellst du alles nach. du bist loyal und du hast immer einen Rat.

Und du bist -- wenn es um andere geht -- auch frei von jedweder Scheu oder falsch verstandenem Gewissen."

„In der Vergangenheit hat sich niemand wirklich um mich gekümmert. Ich musste halt lernen, dass sich jeder selbst am Nächsten ist."

„Was würdest du mir mit Margred raten?"

„Trinke noch ein Glas Met. Dann wasch dich und geh in ihre Kammer. Schicke deine beiden Landsknechte in den Flur. Egal ob sie will oder nicht... vögele sie noch heute Nacht und lass uns das blutige Laken bezeugen. Dann ist klar, dass du dir dein dir zustehendes Recht genommen und Margred zur Frau gemacht hast.

Sie wird eher nicht wollen, weil sie dich nicht leiden kann. Aber was soll das zarte Mädchen an Widerstand leisten können? Körperlich? Und wenn sie schreit? Niemand wird zur Hilfe eilen und wenn doch, sind da deine Landsknechte.

Willin, so wie ich dich einschätze, es noch eher deine Lust anfachen, wenn sie sich zu wehren versucht. Und ein bisschen Feuer tut dir gut. Ein bisschen Gewalt zeigt ihr schon, wer der Herr im Haus ist und das es für sie zwecklos ist, sich dir zu verweigern.

Vielleicht musst du sie dann nur noch einige weitere Nächte besuchen und glaub mir. Sie wird ganz schnell sehr fügsam sein und dir zum Altar folgen. Wer will sie denn dann noch?

Und obendrein... Es ist eine Sturmnacht. Das ist immer ein sehr starkes Omen."

„Du bist eine kleine Succuba!"

„Bin ich?"

„Bist du ..."

„Und was wirst du jetzt machen Willin?"

Willin schenke sich einen weiteren Becher Met ein.

„Ich werde deinem Rat folgen Fronicka."

„Dann werde ich mal meine beiden Lütten aus ihrer Kammer holen und in die Stube umquartieren. Ihr seid völlig ungestört. Die Knechte und ihre Familien schlafen im Anbau. Dann werde ich die beiden Landsknechte wecken und wir werden auf euch in der Stube warten. Rufe uns, wenn du mit ihr fertig bist und wir werden kommen und deine Tat bezeugen."

16. Die Flucht

Jemand rüttelte an seiner Schulter. Langsam wurde Luther wach und öffnete die Augen. Es war mitten in der Nacht. Die Tiere im Stall wurden etwas unruhig. Es war ungewöhnlich, dass um diese Zeit Menschen hektisch unterwegs waren.

Das Licht der Laterne, die Luther nachts immer brennen ließ erhellte die Umgebung.

Es war Margred. Ihre Augen hatten einen panischen Ausdruck!

Ruckartig setzte sich Luther auf und war wach.

„Was ist passiert?"

„Er hat es getan?"

„Wer?"

„Willin!"

„Was hat er getan?"

Luther war noch völlig verschlafen.

„Na ja. Er hat es nicht getan. Aber versucht! Ich habe ihn getreten und er ist mit dem Hinterkopf gegen dem Bettpfosten geknallt. Er ist nicht tot, aber er schnarcht tief."

Margred unterstich ihre Worte mit wildem Gestikulieren. Dabei fiel der zerrissene Träger ihres Gewandes und entblößte ihre rechte Brust.

Ich Nachtgewand war völlig zerfetzt und mit einem Mal verstand Luther, was da gerade passiert war. Er umarmte das Mädchen, das jetzt ihren Tränen freien Lauf ließ und schluchzend die Umarmung erwiderte.

„Sccchhhhh... Ich werde dir helfen."

Schluchzend ließ Margred ihren Tränen freien Lauf.

„Ich habe geschlafen, als ich seine Hand auf meinem Mund spürte und seinen Atem an meinem Gesicht. Da war er auch schon über mir. Er hatte ein Messer. Er hat mit das Kleid zerschnitten."

Margred hatte an ihrem Arm und ihrer Hand zwei leicht blutende kleine Schnittwunden.

„Was ist dann passiert?"

„Ich weiß nicht. Ich hatte Angst. Ich habe mich gewehrt. Er war sehr schwer. Als er seine Hose herunterlassen wollte, habe ich ihn getreten."

Margred wurde langsam etwas ruhiger.

„Und er ist gegen den Bettpfosten gefallen?"

„Ja."

„Ein Glück, Kleines."

Luther war aufrichtig froh, wusste er doch, welches Schicksal ihr gedroht hatte.

„Was ist dann passiert?"

„Ich wollte aus dem Zimmer raus. Aber ich habe im Gang die Fronicka, den Ott und den Marx warten sehen. Dann bin ich direkt aus dem Fenster raus."

„Das war gut. Wir haben nicht viel Zeit Kleines."

Luther sprang auf, ging zu seiner Truhe und holte ein paar seiner Kleidungsstücke heraus und reichte sie Margred

„Ich sattele jetzt den Noriker, nehme ein großes Strohbündel und reite für alle sichtbar in Richtung Markivele. Sie werden mir folgen.

Du aber wirfst dir das schnell über und rennst nach Rostroff und verlangst nach Abt Simon. Er wird dir helfen.

Achte darauf, dass dich keiner sieht."

Margred sah Luther ungläubig an.

„Glaub mir Margred. Das ist der einzige Weg. Du musst jetzt flüchten. Du musst weg von hier und zwar schnell.

Die anderen werden Willin finden und dann wirst du bluten -- wortwörtlich. Der Willin und die Fronicka meinen es nicht gut mit dir.

Nicht umsonst hat Maik mich gebeten hier zu bleiben und auf dich zu achten."

Margred warf sich dankbar die dargebotenen Kleidungsstücke über. Sie waren zwar viel zu groß, aber um das Aussehen machte sie sich jetzt keinerlei Gedanken. Sie war auch dankbar, auch jetzt wieder ihre Blöße verhüllen zu dürfen.

Aber sie hatte was das und Luther anbelangte auch keinerlei Vorbehalte.

„Du hast Recht Luther. Ich werde besser sofort gehen."

„Ja. Wir werden uns bald wieder sehen. Ich glaube, dass jetzt auch meine Tage hier gezählt sind."

Luther ergriff ein großes Bündel Stroh und begann es in eine Pferdedecke einzuschlagen, als er Margreds fragenden Blick sah.

„Das bist du Kleines zumindest werden das alle denken, die mich gleich sehen. Sie werden mich verfolgen. Nicht dich."

Er begann den schwarzen Noriker zu satteln. Im Haupthaus hörte man Unruhe und Bewegungen. Wahrscheinlich würden sie bald kommen.

Sie mussten sich etwas sputen.

In der Ferne war Donner zu hören und starkes Wetterleuchten kündete von einem nahenden Unwetter.

Die Luft roch jetzt nach Regen. Es war eine feuchte, drückende Schüle, die in der Luft lag.

Margred schlüpfte aus dem Nebeneingang und verließ den Stall.

Einen kurzen Moment später öffnete Luther den großen Hauptflügel und wie erhofft, stürmten Willin und die beiden Landsknechte aus dem Haupthaus und sahen ihn „mit Margred" davonreiten.

17. „Willins End"

Willin hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Er fühlte sich schlecht und hatte sich bereits übergeben. Fronicka hatte ihm geholfen sich anzukleiden.

Die beiden Landsknechte hatten bereits ihr Lederrüstzeug angelegt und sich, wie auch er selbst, bewaffnet.

Einer der normalen Knechte war auf dem Weg zu Wendel, um ihn und die beiden anderen Landsknechte zu verständigen, die Willin unterstellt waren. Er wollte alle Möglichkeiten ausschöpfen, um bei der Suche nach Margred und Luther zum Erfolg zu kommen.

Mittlerweile waren die drei Pferde gesattelt. Sie hatten acht bayrische Warmblüter im Stall. Willin konnte immer noch nicht verstehen, warum Luther den Noriker genommen hatte. Ja, der Hengst war ausdauernd und kräftig. Er würde die Beiden gut tragen. Er war auch eher ruhig, als temperamentvoll. Aber das Kaltblut war zum Ziehen von Holz geeignet und alles, nur nicht schnell.

Das erhöhte beträchtlich ihre Chancen Luther einzuholen.

Luther hatte die Richtung Markivele eingeschlagen. Willin meinte sich daran zu erinnern, dass dort irgendwo dessen Eltern lebten.

Wahrscheinlich erhoffte er sich deren Hilfe oder Zuflucht.

Glücklicherweise gehörte Markivele ebenfalls zu der Gerichtsbarkeit von Reinhard oder Simon. Der Weg führte durch Willins Wald. Er kannte sich hier im Gegensatz zu Luther sehr gut aus. Es kamen nur drei Wege in Frage.

Einen sollte Wendel abreiten. Das andere schied deswegen aus, da er viel über freie Fläche führte und Luther und Margred weithin sichtbar gewesen wären.

Es war unwahrscheinlich, dass sich Luther für diesen Weg entschieden hatte. So kam für Willin nur der dritte Weg in Frage... der über Rode nach Markivele durch den Wald führte.

Da Rode zu Ilbenstadt gehörte, konnte Willin auch Hilfe für die Suche im Namen Gutzholds in Anspruch nehmen.

Sie ritten los.

In der Ferne hörten sie das erste Donnern, welches schnell näher kam.

Fronicka ging zurück in das Haus. Sie machte sich Sorgen. Das Wetter passte nicht.

---

Die Verfolger kamen gut voran und sie konnten in der Ferne immer wieder das Licht der Fackel ausmachen, das wohl von Luther stammte.

Klar, Luthers Pferd musste zwei Personen tragen und es war ein Kaltblüter. Er würde nur Vorteile haben, wenn er über Tage auf der Flucht war.

Erste starke Windböen fegten durch den Wald und die Bäume knarrten bedrohlich. Die ersten Äste brachen.

„Herr?"

Marx wandte sich an Willin.

„Herr, ich halte das heute Nacht für keine gute Idee. Lasst uns umkehren. Der Sturm wird hier im Wald hier zu gefährlich."

„Herr, Marx hat Recht."

Ein großer Ast fiel auf den Weg und Willins Pferd scheute.

Der Donner kam näher und es blitzte zwei Mal blendend auf und es krachte infernalisch. Auch das Pferd von Ott scheute und das Pferd von Marx ging mit ihm durch und fiel in unkontrollierten Galopp.

Ein weiterer Blitz schlug direkt in einen der benachbarten Bäume ein und setzte ihn in Brand. Der Donner war extrem laut.

Willin wurde abgeworfen und fiel unglücklich.

Ott konnte nur sehr mühsam sein Pferd im Zaum halten. Er stieg ab und befestigte es an einem Ast.

Eine Windböe fuhr in den brennenden Baum und fachte das Feuer weiter an. Die Flammen sprangen schnell auf die benachbarten Bäume über.

Willins Pferd war geflüchtet und Otts Fuchs wieherte panisch.

„Herr?"

Ott beugte sich über Willin.

„Verdammt. Ich spüre meine Beine nicht mehr. Ich kann mich nicht bewegen."

„Herr... wir müssen hier raus. Ich helfe euch auf das Pferd."

Der Brand hatte sich schon zu einer regelrechten Flammenwand ausgeweitet. Willin war hysterisch. Der Fluch der alten Ursell kam ihm in den Sinn ...

„Er wollte mich brennen sehen, das soll ihm selbst widerfahren", schrie Willin die Worte aus sich heraus.

Ott versuchte Willin zu bewegen, doch der war zu schwer und Willin konnte Ott kaum in seinen Bemühungen unterstützen.

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